Nach einem langen dunklen Winter mit Extraschnee im Februar kündigen sich frühlingshafte Temperaturen an, der Schnee ist geschmolzen, Frühblüher und erste zarte Knospen künden vom nächsten kleinen Umschwung in unserem Leben. Jede*r freut sich auf den Frühling. Wirklich jede*r?

Manchmal ist der Körper schon in Frühlingswallung und neigt zu Tatendrang, aber die Psyche hinkt noch hinterher und ist traurig. Plötzlich kann man gar nicht mehr verstehen, warum man sich so schlecht und antriebslos fühlt – es ist doch Frühling, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern! Gleiches kann passieren, wenn die Schutzmaßnahmen gegen Corona gelockert werden oder die Witterung wieder Treffen im Freien ermöglichen: Man hatte dies heiß ersehnt und nun wird gar nichts besser.

Die geballten Photosynthese-Anstrengungen der Natur sind stetige Aufforderung an uns, rauszukommen in die Welt. Während wir uns im November ungestraft einigeln und zurückziehen können, schreien April und Mai förmlich: „Jetzt mach schon, komm raus!“ Die Natur baut den Druck auf, ebenso die anderen vermeintlich glücklichen Menschen, die das Frühlingswetter genießen können.

Auch statistisch steigen die Zahlen akuter Depression ab März an und damit auch das Suizidrisiko. Eine Frühjahrsdepression ist dabei von der Frühjahrsmüdigkeit zu unterscheiden und muss zeitnah behandelt werden.
Dieses Jahr könnten der Frühling und die weiteren Maßnahmen gegen die Pandemie teilweise zusammenfallen und für Betroffene psychisch schwer verkraftbar sein.

Langsam, achtsam kann man in den Frühling gehen: ein paar Sonnenstrahlen auf dem Balkon genießen, ein kleiner Spaziergang, einen Tulpenstrauß kaufen, eine kleine Radtour machen oder ein Buch auf der Parkbank lesen und sich dabei nicht überfordern.

Auch wenn es schwerfällt, versuchen Sie Ihren Nachrichtenkonsum auf ein bis zwei Mal täglich einzuschränken, sich Ihren Ängsten bewusst zu werden und zu lernen, mit diesen umzugehen (zum Beispiel aufschreiben, Sorgenzeit einrichten, mit jemandem darüber sprechen) und ebenso Techniken zur Entspannung, Dankbarkeit und Achtsamkeit eine Chance zu geben.

Wie im letzten Frühjahr möchten wir Sie ermutigen, ein neues Hobby auszuprobieren, eine Fähigkeit zu lernen und soziale Kontakte telefonisch zu aktivieren oder Spaziergänge zu verabreden. Nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Menschen etwas Gutes zu tun, kann ein Anker und ein neuer Fokus werden. Es kann der Seele guttun, allen Aktivitäten und Ruhezeiten einen gewissen Rahmen oder eine für Sie passende Struktur zu geben.

Manchen fehlt die äußere Ruhe und Raum für sich, andere leiden unter der Stille und der Einsamkeit. Die einen suchen innere Ruhe auf dem Sofa, die anderen im Wald oder mit anderen Menschen in der Online-Disko. Sie dürfen sich auf die Dinge konzentrieren, die für Sie hilfreich sind, egal, was das ist. Sorgen Sie gut für sich, das haben Sie verdient.

Sollte es Ihnen schlechter gehen, suchen Sie Selbsthilfe- und Gesprächsangebote, ärztlich-therapeutische Beratung! Holen Sie sich Hilfe! Sie erreichen uns vor Ort und telefonisch zu unseren Öffnungszeiten und unsere Sammlung Leipziger Anlaufstellen und Hilfsangebote auf unserer Website und in unserer Wegweiser-Broschüre online.

Wir stellen Ihnen hier gern einen Notfallplan für den Kühlschrank oder das Portemonnaie zur Verfügung, den Sie ausfüllen und im Falle einer Verschlechterung Ihrer psychischen Gesundheit zu Rate ziehen können. Laden Sie die Datei einfach herunter und drucken Sie sie in der gewünschten Größe aus.

Wir wünschen Ihnen alles Gute und dass Sie gut in den Frühling kommen!

Mit Klick auf das Bild können Sie den Notfallplan als PDF-Datei herunterladen und in der gewünschten Größe ausdrucken und ausfüllen:

Das Leipziger Bündnis gegen Depression e.V. dankt …

… dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen und dem Verband der Ersatzkassen im Freistaat Sachsen, sowie …