„Stabilität kann man essen?!“ von Annett Oehlschläger

Buchempfehlung

 

Wie weit kann man Stabilität und psychische Gesundheit mit der eigenen Lebensführung beeinflussen? – ein interessantes Buch von Annett Oehlschläger.

Stabilität kann man essen?! Bausteine zum Selbstmanagement bei bipolarer Störung

Dieser Ratgeber ist ungewöhnlich. Geschrieben wurde das Buch von einer Betroffenen mit bipolarer Störung (Manie/Hypomanie und Depression im Wechsel), muss aber den Vergleich zu Fachbüchern aus Fachkreisen nicht scheuen.

Die Autorin blickte auf einen langen Leidensweg mit Klinikaufenthalten und Medikationen zurück. Man sagte ihr, sie sei doch ganz gut dran und eingestellt. Das fühlte sich für sie nicht so an und sie ging auf die Suche. Impulse, neu zu denken kamen mehr zufällig und im Zusammenhang mit einem Tagesklinik-Aufenthalt für bipolare Patient/innen. Lebensführung, Ernährung, Spurenelemente, Mikronährstoffe, Schlaf, Bewegung – hier scheinen, laut der Autorin, vielfach die Ursachen für psychische Erkrankungen und Stellschrauben für ihre Besserung zu liegen.

Annett Oehlschlägers Neugier war geweckt. Sie las 200 Bücher und Studien und filterte alles heraus, was sie interessant für sich fand. Sie hat diese Erkenntnisse nach und nach in ihrem Leben umgesetzt und vielleicht individuelle, aber doch ermutigende Ergebnisse erzielt: sie ist seit über 10 Jahren symptomfrei und braucht keine Psychopharmaka mehr. Diese positive Erfahrung hat sie in diesem Buch sehr gut lesbar und interessant aufbereitet. Zahlreiche Illustrationen ergänzen die Verständlichkeit.

Im ersten Teil des Buches beschreibt sie ihre Krankheits- und Lebensgeschichte und die Versuche, die Krankheit zu bewältigen.

Im zweiten Teil geht es um Selbstwirksamkeit, wieder die Zügel der eigenen Kutsche selbst in die Hand zu nehmen, indem man an verschiedenen Punkten seines Lebensstils ansetzt. Hier beschreibt sie auch anhand zitierter Studien die 47 lebenswichtigen Stoffe, was sie bewirken und wie sie ganz praktisch in ihr Leben Eingang fanden.

Depressionsbetroffene können von diesen Ansätzen sicher genauso profitieren wie bipolare Menschen.

Ich habe Annett Oehlschläger in einer Weiterbildung als Referentin kennengelernt. Sie ist für mich eine sehr sympathische und überzeugende Frau. Ihre disziplinierte Lebensumstellung und der erfolgreiche Verlauf ihrer Erkrankung können für Andere richtungsweisend sein.
Auf dem Markt ist auch schon das Nachfolgebuch „Stabilität kann man leben“, des Weiteren geht die Autorin mit ihrem informativen Blog bipolar-lotse.de und in abrufbaren Vorträgen bei YouTube an die Öffentlichkeit.

Sicher wird die Einnahme bestimmter Mikronährstoffe, eine Ernährungsumstellung und Sport nicht jeden psychisch Erkrankten heilen können. Annett Oehlschlägers Erfolg bezüglich ihrer eigenen Lebensqualität ist dennoch sehr ermutigend, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und diese Potenziale zu nutzen.

Angela Grundmann

Das Leipziger Bündnis gegen Depression e.V. dankt …

… dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen und dem Verband der Ersatzkassen im Freistaat Sachsen, sowie …